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Achtsame Kommunikation – Teil 1

oder: Diese Modelle helfen dir, achtsamer zu kommunizieren

In diesem Beitrag gebe ich dir einen ersten Überblick über zentrale Modelle und Konzepte der achtsamen Kommunikation, ohne zu tief in die Theorie einzutauchen. Stattdessen findest du viele praktische Beispiele, die du direkt im Alltag anwenden kannst.

Warum achtsame Kommunikation so wichtig ist

Wir Menschen sind soziale Wesen. Kommunikation ist die Grundlage für Beziehung, Gesundheit und Lebensfreude. Gleichzeitig erleben wir gerade in Gesprächen immer wieder Konflikte, Missverständnisse oder sogar Angst vor Zurückweisung.

In einer hektischen Welt voller Ablenkung und Multitasking ist es wichtiger denn je, achtsam zu kommunizieren, also präsent, ehrlich und empathisch. Denn gute Kommunikation passiert nicht zufällig: Sie basiert auf einer bewussten inneren Haltung und auf Kommunikationsmodellen, die uns Orientierung geben.

Was bedeutet achtsame Kommunikation?

Achtsame Kommunikation bedeutet, mit einer offenen, gegenwärtigen und urteilsfreien Haltung zuzuhören und zu sprechen.
Sie fördert Klarheit, Verbindung und Verständnis, sowohl mit anderen als auch mit dir selbst.

Wichtige Elemente achtsamer Kommunikation sind:

  • Bewusstsein für eigene Gefühle und Bedürfnisse
  • Aktives Zuhören und Raum für das Gegenüber
  • Sprache, die nicht angreift, sondern verbindet

Im Folgenden zeige ich dir drei bekannte Kommunikationsmodelle, die dich dabei unterstützen können.

Gewaltfreie Kommunikation (GfK) nach Marshall B. Rosenberg

Die Gewaltfreie Kommunikation ist eines der bekanntesten Modelle für achtsame Gesprächsführung. Sie hilft dir, deine Anliegen klar zu äußern , ohne dabei andere zu verletzen oder zu manipulieren.

Die GfK basiert auf vier klaren Schritten:

  • Beobachtung: Was ist konkret passiert? (ohne Bewertung)
  • Gefühl: Was fühle ich dabei?
  • Bedürfnis: Welches Bedürfnis steckt dahinter?
  • Bitte: Was wünsche ich mir konkret?

Diese vier Schritte sollen jedoch nicht als Gebrauchsanleitung verstanden werden, sondern als Leitfaden für ein respektvolles, wertschätzendes Gespräch. Diese Form der Kommunikation schafft Klarheit über eigene innere Prozesse und ermöglicht es uns, auch in schwierigen Situationen empathisch zu bleiben, mit uns selbst und unserem Gegenüber. Statt Schuldzuweisungen entsteht so ein Raum für Verständnis, Verbindung und Empathie, selbst in angespannten Situationen.

Das 4-Ohren-Modell von Friedemann Schulz von Thun

Jede Nachricht hat mehrere Ebenen – das zeigt das 4-Ohren-Modell:

  • Sachebene: Was ist der Inhalt?
  • Selbstoffenbarung: Was gebe ich über mich preis?
  • Beziehungsebene: Wie stehe ich zu dir?
  • Appell: Was will ich, dass du tust?

Achtsam kommunizieren heißt hier: Bewusst zuhören und reflektieren, wie man selbst spricht.
Frage dich: Auf welchem Ohr höre ich gerade? Und welche Ebene will ich eigentlich ausdrücken?

Dieses Modell hilft dir, Missverständnisse früh zu erkennen und gezielt aufzulösen.

Die Axiome der Kommunikation nach Paul Watzlawick

Der Kommunikationsexperte Paul Watzlawick hat fünf Grundsätze („Axiome“) formuliert, die in jeder menschlichen Kommunikation wirken. Zwei davon sind besonders relevant für achtsame Gespräche:

„Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.“
Der Ton, die Haltung und Körpersprache sagen oft mehr als die Worte selbst.

„Man kann nicht nicht kommunizieren.“
Auch Schweigen, Mimik oder Abwenden senden eine Botschaft.

Diese Axiome erinnern uns daran, dassKommunikation mehrdimensional ist. Achtsamkeit bedeutet daher auch,zwischen den Zeilen zu hören und das Ungesagte mit wahrzunehmen.

Was dich im nächsten Beitrag erwartet

Es gibt noch viele weitere spannende Modelle, die zur achtsamen Kommunikation beitragen, z. B. die Transaktionsanalyse, die Systemtheorie und Aspekte aus der buddhistischen Achtsamkeitspraxis. Darauf gehe ich im nächsten Blogbeitrag ein.


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Dein Achtsamkeits-Impuls: Achtsames Zuhören in 3 Schritten

Diese Übung hilft dir, im Gespräch ganz beim Gegenüber zu bleiben, ohne sofort zu reagieren, zu bewerten oder gedanklich abzuschweifen.

1. Ankommen – Atme und werde präsent

Bevor du jemandem zuhörst, nimm dir einen Moment, um in deinem Körper anzukommen:

  • Spüre den Boden unter deinen Füßen.
  • Nimm 1–2 tiefe Atemzüge.
  • Lass den Atem einfach fließen.

Sag dir innerlich: „Ich bin hier. Ich bin bereit zu hören.“

2. Öffne dich – Höre mit dem ganzen Körper

Während dein Gegenüber spricht:

  • Richte deine Aufmerksamkeit bewusst auf die Person.
  • Höre nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit dem Herzen.
  • Versuche nicht gleich zu analysieren oder zu antworten – sei einfach da.

Wenn du merkst, dass deine Gedanken abschweifen, bring dich freundlich zurück.

3. Raum geben – Stille ist okay

Wenn dein Gegenüber endet, atme einmal durch.

  • Gib dir und der anderen Person einen Moment Stille.
  • Spüre, was du gehört hast, sowohl inhaltlich als auch emotional.
  • Antworte erst dann.