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Leicht wie eine Feder…
oder: Die Säule des Loslassens
Jon Kabat-Zinn, der Begründer des MBSR-Programms (Mindfulness-Based Stress Reduction), beschreibt sieben grundlegende Haltungen, die Achtsamkeit vertiefen und unterstützen. Diese „Säulen“ bilden das Fundament für eine bewusste und mitfühlende Lebensweise:
Geduld, Anfängergeist, Nicht-Urteilen, Nicht-Erzwingen, Vertrauen, Akzeptanz und Loslassen.
Nach und nach möchte ich in diesem Blog über die 7 Säulen der Achtsamkeit sprechen.
„Achtsamkeit bedeutet, die Dinge loszulassen. Zu akzeptieren, dass sie da sind – und sie dann gehen zu lassen.“
Jon Kabat-Zinn
In der Meditation wie im Leben ist es natürlich, dass wir immer wieder an Dingen festhalten. Allerdings sind dies oftmals Dinge, die uns behindern, in unserer persönlichen Weiterentwicklung voranzukommen.
In unserer Meditationspraxis halten wir oftmals und ständig an Dingen fest, manchmal sogar für ziemlich lange Zeit ohne es überhaupt zu merken. Das können Gedanken oder Gefühle sein, und zunächst ist uns überhaupt nicht bewusst, dass wir sie festhalten. Dies ist auch ein Stück weit die Kunst der Achtsamkeit, dass man sich aktiv bewusst macht, dass man abgeschweift und ist und wieder zurück zum Meditationsobjekt z. B. dem Atem zurückkehrt.
In der Achtsamkeit bedeutet Loslassen, dass wir aufhören, an dem festzuhalten, was uns belastet oder uns an der gegenwärtigen Erfahrung hindert. Loslassen ist eine innere Haltung, aber auch ein Prozess, der uns dabei hilft uns von Dingen zu befreien, die nicht förderlich sind, wie z. B. Gedanken, Gefühle, Erinnerungen, Wünsche oder Erwartungen.
Warum ist das Loslassen so schwer?
Der menschliche Geist liebt Kontrolle. Wir halten an Gedanken, Vorstellungen oder Beziehungen fest, selbst wenn sie uns schaden. Warum? Weil sie vertraut sind. Weil sie uns ein (trügerisches) Gefühl von Sicherheit geben. Loslassen fühlt sich zunächst an wie ein Risiko – als würden wir etwas aufgeben, ohne zu wissen, was danach kommt.
Doch genau hier liegt der Schlüssel: Wahrer innerer Frieden entsteht nicht durch Festhalten, sondern durch das mutige Freigeben.
Loslassen ist eine aktive Entscheidung
Loslassen ist kein passiver Zustand. Es ist eine bewusste Entscheidung, die du immer wieder treffen darfst. Es bedeutet zu vertrauen – in den Moment, in dich selbst, in das Leben. Und auch wenn es manchmal Mut erfordert, bringt es doch eine tiefe Erleichterung mit sich.
Loslassen im Leben – nicht nur auf dem Meditationskissen
Achtsamkeit endet nicht mit dem Schließen der Augen – sie beginnt genau dort. Das Prinzip des Loslassens entfaltet seine wahre Kraft im gelebten Alltag. Manchmal bedeutet Loslassen, sich von Menschen zu trennen, die einem nicht guttun, von Beziehungen, die nur noch aus Gewohnheit bestehen, oder von Jobs und Lebenssituationen, die unsere Entwicklung blockieren. Das ist oft schmerzhaft und mit Unsicherheit verbunden – doch es schafft Raum für Neues. Loslassen heißt, ehrlich hinzuschauen: Was nährt mich wirklich? Was raubt mir Energie? Es ist ein Akt der Selbstfürsorge und des inneren Wachstums. Denn nur wer den Mut hat, loszulassen, hat auch die Hände frei, um das Leben wirklich zu empfangen.
Wenn wir nicht loslassen können
Das Festhalten an Vergangenem kann uns tief binden und blockieren. Wenn wir z. B. einen Jobverlust oder eine Kündigung nicht loslassen können, kreisen unsere Gedanken immer wieder um das „Warum“ oder „Was hätte ich anders machen sollen“. Diese innere Schleife hindert uns daran, nach vorne zu schauen und neue Möglichkeiten zu erkennen. Ähnlich verhält es sich mit alten Verletzungen, zerbrochenen Beziehungen oder nicht erfüllten Erwartungen – sie halten uns emotional in der Vergangenheit gefangen. Das Leben fließt weiter, aber wir stehen still. Die Folge kann eine chronische Unzufriedenheit, Antriebslosigkeit oder sogar körperlicher Stress sein. Loslassen bedeutet hier nicht zu vergessen, sondern anzuerkennen, was war, und innerlich Frieden zu schließen – um sich selbst die Erlaubnis zu geben, weiterzugehen.

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Dein Achtsamkeits-Impuls: Lass die Gedanken einfach weiterziehen
Wenn du heute meditierst und bemerkst, dass du dich in Gedanken verfangen hast und deine Präsenz und Achtsamkeit auf den Atem oder auf das Wahrnehmen deiner Umwelt verloren hast, dann versuche die Gedanken wieder loszulassen. Vielleicht hilft dir das Bild von Wolken, die einfach weiterziehen. Oder Wellen, die kommen und gehen. Oder eine Pusteblume, die ihre Samen einfach vom Wind wegtragen lässt.