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Achtsame Kommunikation – Teil 2

oder: Transaktionsanalyse, systemisches Denken & buddhistische Achtsamkeit im Gespräch

Im ersten Teil der Blogreihe haben wir uns bereits mit bewährten Modellen wie der Gewaltfreien Kommunikation, dem Vier-Ohren-Modell und den Axiomen von Paul Watzlawick beschäftigt.
In diesem Beitrag schauen wir tiefer und zwar auf innere Muster, Beziehungsdynamiken und die Haltung hinter dem Gesagten.

Drei weitere Konzepte helfen uns, achtsame Kommunikation noch umfassender zu verstehen und im Alltag zu leben:

Transaktionsanalyse: Kommunikationsmuster erkennen und verändern

Die Transaktionsanalyse (TA) ist ein psychologisches Modell von Eric Berne, das menschliche Kommunikation in „Transaktionen“ unterteilt – also in die kleinsten Einheiten eines Gesprächs. Dabei unterscheidet es drei Ich-Zustände, aus denen Menschen sprechen oder handeln:

  • Eltern-Ich – kritisch oder fürsorglich, geprägt durch Regeln, Bewertungen, Normen
  • Erwachsenen-Ich – rational, gegenwärtig, bewusst und lösungsorientiert
  • Kind-Ich – verspielt, rebellisch, angepasst oder verletzlich

Warum ist das für achtsame Kommunikation wichtig?
Wenn du z. B. im Eltern-Ich tadelst („Das macht man so nicht!“), reagiert dein Gegenüber womöglich aus dem Kind-Ich – trotzig oder zurückgezogen. So entstehen schnell Konfliktdynamiken.

Achtsame Kommunikation bedeutet hier: Im Erwachsenen-Ich bleiben und klar, präsent und offen für Dialog sein. Erkennen, aus welchem Ich-Zustand der andere gerade spricht – ohne zu verurteilen.

Ich bin okay – du bist okay“: Die Grundhaltung der Transaktionsanalyse

Ein zentrales Menschenbild der TA lautet:

„Ich bin okay – du bist okay.“

Das bedeutet, dass jeder Mensch ist grundsätzlich wertvoll und in Ordnung ist, auch wenn er sich (gerade) schwierig verhält.

Diese Haltung fördert:

  • Respektvolle Begegnung auf Augenhöhe
  • Echtes Zuhören ohne moralische Überlegenheit
  • Den Glauben daran, dass Verständigung möglich ist

Wenn wir mit dieser Haltung kommunizieren, entsteht Verbindung statt Abwertung. Gerade in stressigen Gesprächen ist es hilfreich, sich daran zu erinnern: „Ich bin okay – du auch. Lass uns gemeinsam verstehen, was hier gerade passiert.“

Systemisches Denken: Kommunikation als Beziehungsdynamik verstehen

Die Systemtheorie – z. B. durch Paul Watzlawick oder Niklas Luhmann – sieht Kommunikation nicht als Einbahnstraße, sondern als dynamisches Wechselspiel. Jeder spricht und reagiert in einem bestimmten Kontext – geprägt von Mustern, Rollen und Beziehungen.

Was bedeutet das konkret?
  • Kommunikation ist zirkulär, nicht linear. Wir beeinflussen uns ständig gegenseitig.
  • Nicht nur Inhalte zählen, sondern Beziehungsmuster. Ein harmloser Satz kann Konflikte auslösen, je nachdem, wie die Beziehung „geladen“ ist.
  • Jedes Gespräch ist Teil eines größeren Systems. Familie, Team, Gesellschaft, all das wirkt mit.

Achtsame Kommunikation bedeutet in systemischer Sicht, dass man sich in einem konfliktbehafteten Gespräch die Frage stellt: „Was passiert hier gerade zwischen uns und welchen Anteil habe ich daran?“, anstelle nach dem Schuldigen oder demjenigen zu suchen, der Recht hat.

Klassische Kommunikationsmuster können auch sein, auf einen Vorwurf mit Rückzug, auf einen Appell mit Widerstand oder auf einen Ratschlag mit Trotz zu reagieren.

Achtsamkeit hilft dir, diese Muster zu erkennen und bewusst zu unterbrechen. Oft reicht ein kurzer Moment der Reflexion: „Wollen wir mal kurz schauen, wie wir gerade sprechen?“ Das ist gelebte Metakommunikation, ein zentrales Werkzeug systemischer Gesprächsführung.

Buddhistische Achtsamkeit: Liebevolle Güte in der Kommunikation

Achtsame Kommunikation ist nicht nur eine Technik – sie ist eine innere Haltung. Die buddhistische Praxis liefert dafür eine wertvolle Basis, vor allem durch die Haltung der Metta – der liebenden Güte.

Was ist Metta?

Metta bedeutet, allen Wesen – auch sich selbst – mit Wohlwollen, Mitgefühl und Respekt zu begegnen. In der Kommunikation heißt das, seine Worte achtsam zu wählen, um Verbindung zu fördern. Es bedeutet auch, eine Auseinandersetzung nicht „gewinnen“ zu wollen, sondern die andere Person verstehen zu wollen. Metta ist zudem eine innere Haltung, die uns hilft, auch in schwierigen emotionalen Momenten mitfühlend zu bleiben.

Metta ist besonders dann kraftvoll, wenn dein Gegenüber dich triggert, du unterbrochen oder abgewertet wirst oder du selbst verletzt oder gereizt bist.

    Statt in den Kampfmodus zu gehen, kannst du dir sagen: „Ich bleibe offen. Ich höre mit dem Herzen. Ich spreche mit Klarheit und Güte.“ Das ist nicht immer leicht – aber genau darin liegt die Praxis.

    Zusammenfassung

    Durch Kommunikations-Modelle wie die Transaktionsanalyse, das systemische Denken oder die buddhistischen Achtsamkeit wird deutlich, dass gute Kommunikation nicht durch Taktik entsteht, sondern durch Bewusstheit, Haltung und Mut zur Ehrlichkeit. Zusammengefasst bedeutet das:

    • Transaktionsanalyse hilft dir, dein eigenes Verhalten zu reflektieren und alte Reaktionsmuster zu durchbrechen.
    • Systemisches Denken zeigt, wie du Beziehungsdynamiken erkennst und gestaltest.
    • Buddhistische Achtsamkeit erinnert dich daran, aus Mitgefühl statt Reaktion zu handeln.

    Was dich im nächsten Beitrag erwartet

    Im dritten Teil dieser Blogreihe werfen wir einen Blick auf Impulse aus der Positiven Psychologie, z. B. aktives konstruktives Zuhören, Stärkenorientierung und Dankbarkeit in Gesprächen.


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    Dein Achtsamkeits-Impuls: Metta-Meditation für liebevolle Kommunikation

    Die Metta-Meditation, auch bekannt als Meditation der liebenden Güte, stammt aus der buddhistischen Achtsamkeitspraxis. Sie hilft dir, eine wohlwollende Haltung dir selbst und anderen gegenüber zu kultivieren – besonders in herausfordernden Beziehungen oder Gesprächen.

    Du brauchst dafür nur 10–15 Minuten Zeit und einen ruhigen Ort.

    1. Finde einen bequemen Sitz und schließe die Augen
    • Atme ein paar Mal ruhig ein und aus.
    • Spüre den Kontakt mit dem Boden, dein Herz, deinen Atem.
    • Lass alle Anspannung langsam los.

    2. Richte Metta zuerst an dich selbst

    Wiederhole innerlich (mit Gefühl, nicht nur als Worte):

    Möge ich glücklich sein.
    Möge ich gesund sein.
    Möge ich sicher und geborgen sein.
    Möge ich in Frieden leben.

    3. Sende Metta an eine nahestehende Person

    Denk an eine Person, die du gern hast und die dir nahesteht:

    Mögest du glücklich sein.
    Mögest du gesund und frei von Leid sein.
    Mögest du in Sicherheit und Leichtigkeit leben.

    Lass dabei ein Gefühl von Verbindung entstehen – nicht „wollen“, sondern „zulassen“.

    4. Sende Metta an eine neutrale Person

    Denk an jemanden, dem du im Alltag begegnest, aber zu dem du keine starke emotionale Beziehung hast (z. B. Busfahrer, Nachbarin):

    Mögest du in Frieden leben.
    Mögest du sicher und zufrieden sein.

    Beobachte, wie sich deine Haltung dieser Person gegenüber verändert.

    5. Sende Metta an eine herausfordernde Person

    Jetzt denk an jemanden, mit dem du gerade eine schwierige Beziehung hast – ohne zu urteilen.

    Auch du willst glücklich sein.
    Auch du leidest manchmal.
    Mögest du Frieden finden.

    Das ist kein Verzeihen auf Knopfdruck, sondern eine Einladung zur inneren Heilung.

    Zum Abschluss

    Nimm ein paar tiefe Atemzüge. Spüre, wie du dich fühlst.
    Du kannst innerlich sagen:

    Möge ich und mögen alle Wesen in Freundlichkeit miteinander leben.

    Öffne dann langsam die Augen und kehre in deinen Alltag zurück. Wahrscheinlich fühlst du dich nun achtsamer, weicher, verbundener.