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Die Seemeditation…
oder: Unter der Oberfläche liegt Klarheit und Stille
In der Achtsamkeitspraxis geht es darum, alles anzunehmen, was ist. Es soll nichts geglättet oder ruhig gestellt werden. Es geht darum, wahrzunehmen, was gerade in diesem Moment da ist und damit in Kontakt zu kommen. Die Seemeditation aus dem MBSR ist eine kraftvolle Visualisierungsübung, die dabei unterstützt, mit der eigenen Wahrnehmung in Kontakt zu kommen.
Wir stellen uns dabei einen See vor oder sogar, selbst ein See zu sein. Wir sehen den See in unterschiedlichen Jahreszeiten, bei unterschiedlichem Wetter. So wie auch unser „inneres“ Wetter und unsere Stimmung nicht immer gleich sind. Denn auch in uns gibt es verschiedene Gedanken, Gefühle, innere Bewegtheit, die kommen und gehen. Was wir im hektischen Alltag nicht so deutlich wahrnehmen ist, dass in der Tiefe oft etwas ganz Ruhiges spürbar wird, wenn wir still werden.
Was mich an dieser Übung berührt ist das Bild, das der See vermittelt. Egal, wie unruhig die Wasseroberfläche ist, in der Tiefe liegt Stille und Klarheit. Wenn ich innehalte, kann ich die Stille spüren. Dadurch kann ich vor allem in unruhigen Zeiten schnell wieder ruhiger werden, um mich nicht von der Hektik um mich herum mitreißen zu lassen.
Lass dich nicht verunsichern, wenn du den gewünschten Effekt der Ruhe nicht sofort spürst. In der Achtsamkeit braucht es Geduld und immer wieder die regelmäßige Übung, um Veränderungen herbeizuführen.
Vielleicht magst du dich heute für ein paar Minuten hinsetzen und einfach wie ein See sein. Ganz präsent. Ganz offen. Ganz still.

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Dein Achtsamkeits-Impuls: Visualisiere den See
Finde einen bequemen Platz zuhause oder in der Natur oder an einem anderen Ort, an dem du dich besonders wohlfühlst und du für mindestens 10 Minuten ungestört sein kannst. Schließe die Augen und nimm einen tiefen Atemzug. Spüre den Untergrund, auf dem du sitzt. Beobachte den Atem für eine Weile.
Nun stell dir gedanklich einen See vor. Wie sieht der See aus? Ist er klar oder trüb? Still oder aufgewühlt? Ist er groß oder klein? Wie sieht die Landschaft um den See herum aus? Gibt es Bäume oder Berge? Andere Pflanzen oder Blumen? Tiere? Kannst du Geräusche wahrnehmen oder Gerüche?
Du kannst den See auch bei unterschiedlichem Wetter oder in einer anderen Jahreszeit beobachten. Wie verändert sich die Landschaft? Wie verändern sich die Farben? Was kannst du beobachten?
Nun schau einmal in dich hinein. Welche Gedanken sind da? Beobachte sie kurz und lass sie wie Blätter im Wind weiterziehen. Welche Gefühle sind da? Kannst du sie benennen? Alles, was da ist, ist ok und darf so sein, wie es ist. Lass einfach alles an dir vorbeiziehen. Beobachte einfach den See in dir mit jedem Atemzug. Tauche immer tiefer in die Stille des Sees ein.
Spüre, wie sich Gefühle, Geräusche und Empfindungen verändern, während du hier sitzt in Stille.
Fange langsam und behutsam wieder an, dich vom Bild des Sees zu lösen und die Meditation mit einem tiefen Atemzug beenden.
Wenn das Bild des Sees hilfreich für dich ist, kannst du dich im Alltag von Zeit zu Zeit damit verbinden, und dich so darin erinnern, dich nicht nur mit den Dingen an der Wasseroberfläche zu identifizieren, sondern auch die Ruhe, Klarheit und Stille wahrzunehmen.